Über Anlage aufgeklärt

Auch bei unserem Bürgergespräch am letzten Donnerstag in Kirchlauter blieben nur wenige Plätze frei. Weit über dreißig interessierte Bürger waren ins Gasthaus Wilder Kaiser gekommen um sich zu informieren. Nach einer kurzen Einführung durch unseren Bürgermeisterkandidaten entwickelte sich eine lebhafte Diskussion.

Wie nicht anders zu erwarten war die Kläranlage Kirchlauter dabei Thema Nummer eins. Es zeigte sich schnell, dass hier ein immenses Informationsdefizit besteht. Karl-Heinz wurde mit Fragen geradezu gelöchert. Er wurde gefragt, warum die Kläranlage nicht schon vor sechs Jahren angegangen worden sei, man wisse doch, dass mit der Zeit alles teurer werde. Wer müsse das bezahlen? Sei es nicht sinnvoller, sich an die Kläranalage in Lauter anzuschließen? Auch hier kam unserem Bürgermeisterkandidaten seine 28-jährige Gemeinderatserfahrung zu Gute. Er konnte von der Historie der Kläranlage, über die technischen Details der beschlossenen Ertüchtigung, bis zu den möglichen und der voraussichtlichen Aufteilung der Kosten Auskunft geben. Er verhehlte dabei nicht, dass dabei nicht unererhebliche Beiträge von den Bürgern erhoben werden müssten.

„Es wird mit den Kosten aber niemand in Kirchlauter überfordert werden.“ (Karl-Heinz)

Auch Reinhold Stöhr verteidigte die im Gemeinderat parteiübergreifend getragene Entscheidung für die Ertüchtigung der Kläranlage. Allein die Forderung des Publikums nach einer Garantie, dass die geplante Maßnahme auch das gewünschte Ergebnis zeitige und auch für die mittelfristige Zukunft alle Anforderungen erfülle, konnten beide nicht geben. Das müsse dem federführenden Ingenieurbüro noch abgefordert werden.

Bei einem anderen Projekt, der Sanierung der Straße in Goggelgereuth, könne man sehen, dass der Gemeinderat nicht alles nur abnicke. Da habe der Bürgermeister Steppert zweimal einen Sanierungsplan zum Beschluss eingebracht, der Kosten für die Anwohner in Höhe von insgesamt mehr als 120.000 € bedeutet hätte. Das habe der Gemeinderat zweimal abgelehnt.

„Ich hab immer gesagt, wir bauen keine Autobahn für Barone.“ (Karl-Heinz)

Schlussendlich hätte nach Hinzuziehung weiterer Meinungen eine alternative Ausführung der Arbeiten an der Straße gefunden werden können, die dann nur gut ein Drittel der Kosten verursacht hätte.

Am meisten Applaus aber gab es beim Thema Hauptamtlichkeit, als Karl-Heinz klargestellt hatte, er würde mit einer Mehrheit im Gemeinderat die Ehrenamtlichkeit für den ersten Bürgermeister baldmöglichst wieder einführen. Und er begründete dies erneut mit den Kosten für das Hauptamt, die in Zukunft noch weiter steigen würden. So sei unser Bürgermeister zuletzt von der Staatsregierung von A12 auf A13 hochgestuft worden, was zu erheblichen Mehrkosten geführt habe. Hätte man 2011 insgesamt für Bürgermeister und Altbürgermeister noch ca. 80.000 € aufbringen müssen, werde der Betrag bis 2016 auf ca. 120.000 € ansteigen. Und das sei noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.

Gemeinderat Robert Muckelbauer verteidigte dagegen die Entscheidung für einen hauptamtlichen Bürgermeister und begründete dies damit, dass der Bürgermeister andauernd kurzfristig Entscheidungen treffen müsse. So habe Jochen Steppert mehr als 500.000 € Fördergelder in die Gemeinde holen können. Dabei hätte insbesondere bei den Anträgen für Gelder aus dem Konjunkturpaket innerhalb von 48 Stunden gehandelt werden müssen.

„Es geht mit einem ehrenamtlichen Bürgermeister nicht mehr.“ (Robert)

Karl-Heinz entgegnete, die Höhe der Fördergelder sei nicht allein Bürgermeister Stepperts Verdienst, sondern sei vielmehr auch auf Entscheidungen in der Nachbargemeinde zurückzuführen. So habe er sich lange gefragt, wie es möglich sei, dass bei uns mit der Grundschule Kirchlauter und dem Kindergarten in Neubrunn zwei Projekte über das Konkunkturpaket gefördert wurden. Das habe sich dann aber in einem Gespräch mit der Bürgermeisterin von Breitbrunn geklärt. Der Träger des Kindergartens Breitbrunn habe sich gegen eine energetische Sanierung entschieden. Und weil Breitbrunn und Kirchlauter einen Schulverband hätten, hätte unsere Grundschule als weiteres förderwürdiges Projekt untergebracht werden können.

Andere warfen ein, dass es in anderen vergleichbaren Gemeinden auch mit einem Ehrenamtlichen gehe. Man solle nur nach Stettfeld schauen. Und Knetzgau sei ja nun eine viel größere Gemeinde und habe auch einen ehrenamtlichen Bürgermeister.

„Als ich aus der Kölner Gegend hierherkam, war ich doch sehr erstaunt, dass Sie hier einen hauptamtlichen Bürgermeister haben. In meiner Heimat ist das vielleicht ab einer Einwohnerzahl von 12.000 üblich.“ (ein Bürger)“

Ellen Lix schloss die Diskussion über die Hauptamtlichkeit ab. Sie habe lange in Berlin gelebt und möchte sich nun, nachdem sie in ihre Heimat zurückgekehrt sei, gerne in die Gemeinschaft einbringen.

„Ich bin entsetzt, wie hier Entscheidungen auf Gutsherrenart begründet werden.“ (Ellen)

Es gehe doch darum miteinander zu reden, Argumente auszutauschen und so als Bürgerin und Bürger am Entscheidungsprozess teilzuhaben.

So ging dieses Bürgergespräch nach zwei intensiven Stunden zu Ende. Und die meisten Teilnehmer dürften auch etwas mitgenommen haben.